
Einem Bericht der internationalen Presseagentur IPS nach zu urteilen planen die sogenannten BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) eine eigene Bank zu errichten. Der Sekretär des South Africa Black Business Council, Sandile Zungu, gab an, dass der Bedarf an dieser Bank ziemlich offensichtlich sei. „Insbesondere wenn man sich den wachsenden Handel zwischen den BRICS-Ländern und die Frustrationen anschaut, den diese Länder schon mit den existierenden Institutionen der Entwicklungsfinanzierung wie der Weltbank und dem IWF erlebt haben“, gab er gegenüber IPS weiter an.
Und damit hat Zungu nicht ganz unrecht. Alleine im Jahr 2011 tauschten diese Länder untereinander Waren im Wert von 230 Milliarden US-Dollar aus. Durch den Abbau von Handelshindernissen sollen es bis 2015 schon 500 Milliarden US-Dollar sein, die jährlich den Besitzer wechseln. Auch ein Blick auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dieser Länder – selbstverständlich kumuliert – offenbart, wie mächtig diese sind: Mit 18 Billionen US-Dollar jährlich erwirtschaften diese Länder etwa die Hälfte des jährlichen BIP weltweit. Da verwundert es nicht, dass der Wunsch nach einer eigenen Entwicklungsbank bzw. eines eigenen Währungsfonds größer wird, vor allem wenn man betrachtet, dass trotz des wachsenden Einflusses dieser Länder IWF und Weltbank immer noch von den westlichen Industriestaaten dominiert werden, die zur Zeit allesamt ungebremst in die Pleite rasen.
Zungu verweist gegenüber IPS auf die bürokratischen Hürden, die IWF und Weltbank bei den Kreditauflagen stellen. Dabei geht er auf große Infrastrukturprojekte der BRICS-Staaten ein, die alleine in den nächsten 20 Jahren etwa 15 Billionen US-Dollar kosten werden. Um diese Projekte zu finanzieren, könnte die neue Bank helfen, die nur von den BRICS-Staaten gesteuert wird und nicht dem Einfluss des Westens unterliegt.
Erste Beschlüsse zum Aufbau der neuen Bank werden auf dem Gipfel der BRICS-Staaten Ende März in Südafrika erwartet. Vermutlich wird jedes der betroffenen Länder zunächst zehn Milliarden US-Dollar als Einlage einzahlen. Die meisten Beteiligten werden dieses Geld aus der Portokasse nehmen. Selbst Brasilien, ein Land, das bis vor kurzem noch ewig am Tropf des IWF zu hängen schien, hat inzwischen Währungsreserven in Höhe von 370 Milliarden US-Dollar aufbauen können. Auch Russland sitzt auf einem mächtigen Devisenschatz, der auf rund 540 Milliarden US-Dollar geschätzt wird. Die mit Abstand größten Währungsreserven hat allerdings China. Die Volksrepublik hält unter den BRICS-Staaten mit 3,3 Billionen US-Dollar unangefochten den Rekord.
Unabhängig von den Bankplänen soll ein Teil dieser Währungsreserven in einen 240 Milliarden US-Dollar schweren Fonds eingebracht werden. Mit diesem Fonds planen die BRICS-Staaten, sich vor kurzfristigen Zahlungsengpässen abzusichern. Damit würden sich die Länder einen eigenen kleinen Währungsfonds schaffen, den sie unabhängig vom IWF nutzen können. Eines der wesentlichen Motive, der die BRICS-Staaten zu diesem Schritt bewegt, ist der Wunsch nach Unabhängigkeit von den internationalen Finanzinstitutionen, die – wie IWF und Weltbank – größtenteils von den westlichen Industrienationen beeinflusst werden. Doch ganz will man vom IWF und der Weltbank nicht loslassen: Russland, China, Indien, Brasilien und Südafrika arbeiten darauf hin, mehr Einfluss in den Gremien der beiden Weltinstitute zu gewinnen. Dies ist auch angesichts der Teilnahme dieser Länder an der Euro-Rettung nicht ganz verwunderlich. Immerhin versenkten auch diese Länder ganze 75 Milliarden US-Dollar bei den verschiedenen Rettungsmaßnahmen.