
Kuba ist für viele Touristen zu einem interessanten Reiseziel geworden in den letzten 20 Jahren. Das liegt zum einen daran, dass die kommunistische Regierung unter Fidel Castro in den 1990er Jahren erkannt hat, dass Touristen Geld in das völlig verarmte Land bringen, zum anderen auch an der geografischen Lage unterhalb der Bahamas, die ganzjährig Sonne, warme Temperaturen und traumhaft schöne Strände verspricht. Doch Kuba war für mich selbstverständlich nicht nur deshalb eine Reise wert, weil es dort diese Dinge und außerdem Rum (Havana Club) und erstklassige Zigarren (Cohiba) gibt, sondern auch, um mir anzusehen, wie der real existierende Kommunismus im Jahr 2014 aussieht. Kuba ist nämlich auch eine Zeitkapsel, die uns Europäern (und auch US-Amerikanern) aufzeigt und leibhaftig demonstriert, wohin uns unsere Politiker – getrieben von Ökowahnsinn, Gutmenschentum, ausufernden Feminismus und sonstigen, angeblichen „Gleichberechtigungskämpfen“ – führt.
Wie jede Reise, begann auch meine Reise in die Republik Kuba selbstredend mit der Anreise und der Einreise selbst. Wer nach Kuba einreisen möchte, muss zunächst einige Vorkehrungen treffen. Einreisen dürfen nämlich nur Personen, die eine Auslandskrankenversicherung nachweisen können, die auch medizinische Leistungen in Kuba abdeckt. Kostenlose medizinische Versorgung gibt es nämlich auch im warmherzigen, angeblich so fürsorglichen und menschenfreundlichen Kommunismus nur für die eigenen Bürger. Benötigt wird außerdem ein Reisepass, aber das ist außerhalb der EU selbstverständlich und sollte nicht weiter erwähnt werden. Vor Reiseantritt muss außerdem entweder über den Reiseveranstalter selbst oder über die kubanische Botschaft ein Touristenvisum in Form einer Touristenkarte organisiert werden. Das Visum gilt dann für 30 Tage und kann einmalig durch die Einwanderungsbehörde um weitere 30 Tage erweitert werden.
Bei der Einreise selbst unterscheiden sich die Kommunisten kaum vom Westen. Ähnlich hoch technologisiert werden auch an kubanischen Flughäfen die Daten der Touristen streng nach Vorschrift erfasst – „Verbrecherfoto“ (für die Geheimdienstakte zur „Terrorabwehr“?) natürlich inklusive. Anschließend erfolgt selbstverständlich noch die obligatorische Durchleuchtung des Hand- und Reisegepäcks. Eigentlich dürfen nach Kuba keine elektronischen Geräte wie Laptops oder Mobiltelefone (insbesondere mit GPS-Ortung) eingeführt werden – bei Touristen schauen die Zollbeamten allerdings großzügig hinweg, solange man die modernen Geräte nicht der einheimischen Bevölkerung beabsichtigt zu schenken. Diese könnten sonst schließlich wittern, dass es außerhalb ihrer kommunistischen Zeitkapsel so etwas wie technologischen Fortschritt gibt. Fortschritt – ein gutes Stichwort: Dieser bleibt selbstverständlich nur den Staatsorganen vorbehalten, um die Bevölkerung besser überwachen zu können.

Kontrolle am Internationalen Flughafen von Varadero. Mehrere Grenzbeamte kontrollieren die Passagiere, überwacht von einem Supervisor, der immer im Auge hat, dass die fleißigen Bienchen auch streng nach Vorschrift arbeiten.
Meine Zeit in Kuba verbrachte ich in Varadero auf der Halbinsel Hicacos. Bei Varadero handelt es sich um eine Sonderwirtschaftszone, die eigens für den Tourismus eingerichtet wurde. Verwaltungsrechtlich gehört Varadero zum Municipio Cárdenas in der Provinz Mantanzas, etwa 120 Kilometer östlich der Hauptstadt Havanna. Insgesamt 15 Provinzen gibt es auf Kuba, die durch Checkpoints der Polizei abgesichert sind – angeblich, um die Sicherheit zu erhöhen und Kriminellen die Flucht in andere Provinzen zu erschweren. Tatsächlich will der Staat durch die Checkpoints die Volksbewegungen innerhalb der Insel beobachten.
Der Staat bestimmt alles
Die Hotelanlage selbst, in der ich mich aufgehalten habe, konnte sich sehen lassen. Die Standards waren gemessen an westlichen Hotels zwar von der Qualität her nicht gleichwertig, aber auch nicht schlecht. Das Personal war immer zuvorkommend, freundlich und auch die Speisen wurden angemessen serviert. Die Anlage selbst und die Zimmer waren in einem gepflegten Zustand. Allerdings konnte man anhand der Abläufe im Hotel, das zur Cubanacan-Gruppe gehörte (selbstverständlich ein Staatsbetrieb, was auch sonst?), sehr gut erkennen, dass ein Staat nicht alles lösen kann. Von der Toilettenfrau bis zum Hotel-Manager sind dort alle Mitarbeiter Staatsbedienstete, die selbst keine großen Entscheidungsspielräume haben, was man spätestens dann merkt, wenn man am Souvenirstand versucht, einen Rabatt auszuhandeln. Rabatte auf höhere Abnahmemengen scheint man in Kuba nicht zu kennen – bezahlt werden muss der Preis, den der Staat kalkuliert hat, ohne wenn und aber.
Die Preisbildung in Kuba ist sehr undurchsichtig und erschwert es dem Verbraucher, zu erkennen, ob ein bestimmtes Wirtschaftsgut von Knappheit bedroht ist oder nicht. Manche Produkte, wie Mineralölprodukte, werden ähnlich künstlich verteuert wie in Deutschland, andere Güter bekommt man zu Schleuderpreisen nachgeworfen (eine Flasche Havana Club zum Beispiel zu umgerechnet 4,50 Euro, Literpreis Benzin umgerechnet etwa 1,40 Euro, Zigarren zwischen acht Euro und 30 Euro pro Stück).
Billiges Leben für Wessis – teuer für die Kubaner
Für die meisten westlichen Besucher Kubas scheint das Leben erschwinglich zu sein, für die Einwohner selbst ist es das nicht. Mit der Lebensmittelkarte „libreta“ decken sich Einheimische mit den nötigsten Nahrungsmitteln ein – für die meisten übrigen Geschäfte muss der sogenannte „Konvertible Pesos“ (CUC) hingeblättert werden. Der Mindestlohn beträgt auf Kuba umgerechnet etwa 155 Euro, durchschnittlich verdient ein Kubaner 280 Euro pro Monat – angesichts dessen verwundert es dann nicht, dass Pferde (mit und ohne Kutsche), Fahrräder und die eigenen Füße immer noch die gängigsten Individualverkehrsmittel sind. Das Höchsteinkommen beträgt ca. 1.200 Euro und wird nur von wenigen Berufsgruppen (Notare, Rechtsanwälte) erreicht. Der Einkommensteuer-Höchstsatz beträgt 50 Prozent und muss von den meisten Staatsbediensteten und den wenigen, die in kleinen privaten Familienbetrieben beschäftigt sind, bezahlt werden – hinzu kommt eine Abgabe von 25 Prozent des Einkommens zur staatlichen Rentenversicherung, was die direkten Abgaben, die vom Einkommen abgezogen werden, auf etwa 75 Prozent klettern lässt.

Häufig gesehen im Straßenbild Kubas: Pferde mit und ohne Kutsche. Ein motorisiertes Vehikel können sich viele Kubaner wegen der hohen Spritkosten kaum leisten.
Im Vergleich zur Blütezeit Kubas vor dem Kommunismus ist der Wohlstand des Landes sehr stark eingebrochen. Während Kuba in den 1950er Jahren eine Infrastruktur vorzuweisen hatte, die nach den damaligen Standards gemessen auf dem technischen Höchststand war, ist das Land heute bis auf die Knochen heruntergewirtschaftet. Auch die Wohnsituation ist für die meisten Kubaner äußerst ärmlich, weil durch die Planwirtschaft schlicht und ergreifend Mittel und Material fehlen, um die Bausubstanz aufrecht zu erhalten. Wie in 90 Prozent der Wirtschaft, bestimmt der Staat in Kuba auch die Höhe der Mieten, die anders als in westlichen Ländern an das Einkommen gekoppelt sind (maximal 20 Prozent vom Einkommen). Von durchschnittlich 15 bis 20 Euro Miete im Monat können nur die nötigsten Arbeiten verrichtet werden, damit wenigstens das Dach über dem Kopf nicht zusammenbricht. Baustoffe können außerdem nicht, wie hier in Deutschland beispielsweise, in Baumärkten erworben werden, sondern nur an Verteilstellen des Staates.

Typisches Straßenbild in kleineren Städten und Dörfern Kubas. Es gibt wenig befestigte Straßen und die Bausubstanz der Wohnhäuser lässt zu wünschen übrig.
Fehlende Weiterentwicklung
Auch industriell hat sich Kuba seit den 1950ern nicht weiterentwickelt. Ursprünglich war Zucker, gewonnen aus Zuckerrohr, der Exportschlager der Insel. Allerdings hat die kommunistische Zentralregierung im Laufe der Zeit völlig verschwitzt die Industrieanlagen, die den Zuckerrohr verarbeiteten, auf den neuesten Stand zu bringen. Das führte dazu, dass der Zuckerpreis auf dem internationalen Markt durch die Decke schoss und nicht mehr wettbewerbsfähig war. Während vor dem Einzug des Kommunismus ein Großteil der Agrarflächen genutzt wurde, um Zuckerrohr anzubauen, werden heute nur noch wenige Felder mit Zuckerrohr bestellt – und dieser dient dann auch nur ausschließlich zur Herstellung von Rum, dem heutigen Exportschlager Kubas. Die einstigen Industrieanlagen, die zur Gewinnung von Zucker errichtet wurden, sind heute stillgelegt.

Ein Pferd auf einer kubanischen Farm läuft den ganzen Tag im Kreis, um Wasser aus den Tiefen des Brunnens zu fördern.
Kuba hat sich allerdings nicht nur industriell nicht weiterentwickelt, sondern auch landwirtschaftlich nicht. Wasser wird an vielen Orten noch mit Pferden aus tiefen Brunnen gefördert. Auch Maschinen, die die Arbeit auf den Feldern wesentlich erleichtern würden, gibt es nur in sehr eingeschränktem, oft nicht einmal betriebsfähigen Umfang.
Betreuung des Nachwuchses – von der Kita bis zur Hochschule
Ein alter Hut, der auch in westlichen Ländern gerne wieder aufgezogen wird, ist die staatliche Betreuung des Nachwuchses. In Kuba herrscht nicht nur Schulpflicht, sondern Schulzwang. Wer seine Kinder daran hindert, zur Schule zu gehen oder auch nur daran denkt, sie selbst zu unterrichten, der muss mit hohen Gefängnisstrafen rechnen. Gelehrt wird in den Kindertagesstätten und den schulischen Einrichtungen auch heute noch typische anti-westliche, hauptsächlich anti-amerikanische Propaganda, die noch aus der Zeit der versuchten Invasion seitens der US-Amerikaner stammt. Die USA werden auch heute noch als der größte Feind angesehen, was angesichts der Geschichte allerdings auch nicht ganz zu verübeln ist (siehe auch: Invasion in der Schweinebucht).

Eine Grundschule in Kuba. An der Hausfront prangert selbstverständlich Staatspropaganda inklusive Personenkult.
In Kuba steht es grundsätzlich jedem frei, nach der Schule eine Hochschule zu besuchen. Einheimische sind stolz darauf, dass die Bildung in Kuba angeblich kostenlos ist. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Tatsächlich ist es so, dass Hochschulabsolventen nach Beendigung ihres Studiums zunächst einen dreijährigen „Sozialdienst“ ableisten müssen. Sozial ist dieser allerdings nicht, sondern kann eher mit moderner Zwangsarbeit gleichgesetzt werden. Das Arbeitsministerium bestimmt nämlich unabhängig von physischer und psychologischer Eignung, an welchem Arbeitsort und zu welchem Zweck der Hochschulabsolvent seine Studiengebühren abarbeiten muss – und das noch zum Mindestlohn. Dabei kann es auch vorkommen, dass man auf Zuckerrohr-Feldern eingesetzt wird. Die Ernterhelfer auf den Zuckerrohr-Feldern erbringen auch heute noch die körperlich schwierigste Arbeit auf Kuba. Ist man regulär als Erntehelfer tätig, wird das auch vergleichsweise üppig entlohnt – aber als „Sozialdienstleistender“ erhält man nur den staatlichen Mindestlohn.

Hätten Sie hinter diesen Mauern eine Universität vermutet? Und würden Sie nach Abschluss Ihres Studiums für die Unterbringung an dieser Hochschule gerne „Sozialarbeit“ leisten?

Ein staatliches Internat auf dem Land. In solche Einrichtungen schicken meistens Bauern ihre Kinder, weil nicht in jedem Dorf eine Schule steht.
Ständige Existenzbestätigung
Überall, wo man auf Kuba unterwegs ist, wird man auch von der ständigen Existenzbestätigung des Staates bzw. des Systems verfolgt. An allen Hauptverkehrsstraßen, Autobahnen und größeren Plätzen wird man von Plakaten mit sozialistischen Durchhalteparolen begleitet. Auch auf den CUC-Banknoten wird man nicht verschont.
Besonders belustigend ist die 10-CUC-Note, auf der die „Revolution Energetica“ propagiert wird. Dem Betrachter wird suggeriert, Kuba stelle seine Energieversorgung weitestgehend auf „grüne“ Stromquellen um. Tatsächlich ist es so, dass der staatliche Energieversorger Sistema Eléctrico Nacional fast ausschließlich auf sogenannte fossile Energieträger setzt. Die Hälfte des Stroms, der auf Kuba verbraucht wird, wird durch Schweröl erzeugt, was man auch großräumig um die Kraftwerke herum gut riechen kann. Lediglich ein winziger Bruchteil der erzeugten Energie stammt aus Erneuerbaren Energien. Angesichts der dramatischen finanziellen Lage des Staates steht es auch außer Frage, dass sich mittel- und langfristig groß etwas daran ändern wird.
Die Energieeffizienz leidet außerdem stark unter den veralteten Kraftwerken und Stromnetzen. Außerhalb von Varadero kommt es wegen der maroden Energieversorgung vergleichsweise häufig zu Stromabschaltungen.
Der Staat inszeniert sich selbst und das Volk hungert
Zugegeben, die Zwischenüberschrift ist etwas drastisch gewählt. Denn hungernde Kubaner sind mir während meines zweiwöchigen Aufenthaltes eigentlich kaum über den Weg gelaufen. Aber angesichts dessen, in was für einem Verfall sich die Hauptstadt Havanna befindet, fiel mir nichts besseres ein. Denn während überall in Havanna, das einst sicherlich über eine schöne Architektur verfügte, die Fassaden bröckeln, inszeniert der Staat sich an zentralen Punkten überall selbst. Beispielsweise am Plaza de la Revolucíon. Ehrlich gesagt möchte man gar nicht wissen, wie viel das Monument dort gekostet hat, von dem einst Fidel Castro (als er noch klar bei Verstand war, wenn man das überhaupt so nennen kann) am Nationalfeiertag seine Reden gehalten hat, aber angesichts der Größe muss es sehr teuer gewesen sein.

Für die Staatsreligion, den Sozialismus, errichtet: Das José-Marti-Monument am Plaza de la Revolucíon, von dem aus der jeweilige Führer Kubas zum Nationalfeiertag spricht. Früher Fidel Castro, heute sein Bruder Raúl.
Gleichzeitig muss man überall in der Stadt beobachten, wie Häuser und Fassaden völlig in sich verfallen. Würde man in Berlin noch einmal die Zeit um 30 Jahre zurückdrehen, könnte man auch meinen, man steht nicht in Havanna, sondern in Ost-Berlin vor der Wende. Alleine daran erkennt man sehr gut, dass Herrscher und Fußvolk in zwei völlig verschiedenen Welten leben. Und auch nur das kann erklären, warum sozialistische Führer – wie zum Beispiel auch Erich Honecker – bis zum Schluss vielleicht gar nichts von dem Ausmaß mitbekommen haben, das sie durch ihr Handeln angerichtet haben. Für sie ist die Welt schließlich in Ordnung, für sich selbst und niemanden sonst handeln diese Parasiten auch. Das Volk dagegen muss in maroden Häusern wohnen und täglich für den Erhalt des Systems hart arbeiten gehen.

Fassaden verfallen und die Straßen bröckeln…

Marode Häuser und Straßen: Während sich die politische Elite selbst inszeniert, sieht es in den Straßen Havannas meistens sehr trist aus.
Eine Sehenswürdigkeit hat allerdings auch Havanna zu bieten: Die Altstadt. Allerdings steckt hier nicht die kubanische Regierung Geld zur Erhaltung rein, sondern die Vereinten Nationen. Die Altstadt wurde nämlich zum Weltkulturerbe erklärt und wird dementsprechend für Touristen mit Hilfe von Fördergeldern herausgeputzt.

Wird mit Fördergeldern der UN wiederbelebt: Die Altstadt von Havanna.
Fazit
Aus politischer Sicht war Kuba auf jeden Fall eine Reise wert. Wie eingangs erwähnt, handelt es sich bei Kuba um eine kommunistische Zeitkapsel. Wer einmal wissen möchte, wie unser Leben in 20 Jahren (oder vielleicht noch viel früher?) aussieht, wenn man den zentralstaatlichen Bestrebungen der EU nicht Einhalt gebietet, sollte über eine Reise auf die Insel nachdenken. Trotz aller staatlichen Repressalien machen die meisten Menschen das jeweils Beste daraus. Was anderes bleibt ihnen allerdings auch nicht übrig, schließlich fehlt den meisten Bürgern Kubas schlicht und ergreifend einfach das Geld, um dem Kommunismus zu entfliehen. Geopolitisch ist das ein Vorteil für die Führer des Landes. Mauern müssen sie nicht bauen, um ihr Volk einzusperren. Diejenigen, die sich die Repressalien allerdings mal live und in Farbe anschauen sollten, nämlich die grünlinken Snobs, trifft man in Kuba übrigens nicht. Schade eigentlich. Meinetwegen könnten sie auf ihrer Trauminsel auch den Rest ihres Lebens verbringen, solange sie mir nicht ihren Unsinn weiterhin versuchen hierzulande aufzuzwingen.