
Die ARD-Reportage „Ausgeliefert“ hat Amazon sehr in Bedrängnis gebracht. Seit der Ausstrahlung des Beitrags häufen sich die Beschwerden gegenüber Amazon und auch anderen Arbeitgebern, wie dem Seepark Kirchheim, der dort genannt wurde. Silvina Cerrada hat für Amazon gearbeitet – und ist nun auch beim Seepark-Hotel fest angestellt. In dem Beitrag der ARD wurde die Spanierin auch namentlich erwähnt und kam zu Wort. Doch im Nachhinein sorgt die Ausstrahlung bei ihr doch eher für Schmunzeln. Zwar habe die ARD in vielerlei Hinsicht über Tatsachen berichtet, doch einige elementare Bestandteile seien auf ihre Kosten einfach nur verdreht worden.
Mit dem Geld, das Silvina in Deutschland verdient, unterstützte sie hauptsächlich ihre Familie im krisengebeutelten Spanien. Als sie im November noch für Amazon als Zeitarbeiterin arbeitete, wollte sie sich schon im Seepark-Hotel etwas dazu verdienen. Die Zeitarbeitsfirma wiegelte zwar ab, Amazon gab der Spanierin dennoch grünes Licht. Sie verdiente sich also für 400 Euro noch eine Kleinigkeit dazu. Seitdem sie bei Amazon nicht mehr weiterbeschäftigt wird, arbeitet sie nun Vollzeit in dem Hotel, das ebenfalls im ARD-Beitrag negativ hervorgehoben wurde. „Der Rufschaden, der dadurch entstanden ist, ist enorm“, sagt der Geschäftsführer Andreas Engelhoven. Mitarbeiter des amerikanischen Versandhändlers als auch des Seepark-Hotels sehen sich seit der Berichterstattung der ARD Drohungen und Beleidigungen ausgesetzt.
„Vieles ist zwar wahr, aber Vieles ist auch sehr verdreht dargestellt“, gibt Silvina Cerrada gegenüber dem Kreisanzeiger zu verstehen. Es sei zwar richtig gewesen, dass es Irritationen wegen geänderten Lohnzahlungen gegeben habe. Dass allerdings die Unterbringung im Seepark in dem Beitrag so schlecht gemacht wurde, ist ihr persönlich sehr unangenehm. „Wenn ich mich hier nicht wohl gefühlt hätte, würde ich doch nicht hier arbeiten wollen“, sagte sie. Ihrer Ansicht nach seien die Reporter des ARD von Anfang an nur darauf aus gewesen, über die negativen Gesichtspunkte ihrer Anstellung bei Amazon zu berichten. Mit ihren Kollegen soll sie sich ebenfalls sehr gut verstanden haben. Freundschaften haben sich gebildet, die bis heute halten.
Auch über ihre Wortmeldungen in dem ARD-Beitrag hat Silvina nur Verwunderung übrig. Ihre Sätze sollen in dem Bericht total aus dem Zusammenhang gerissen worden sein. Die eigenen Erklärungen, die die Reporter dann in den Bericht haben einfließen lassen, sollen sich oft in das Gegenteil von dem gewendet haben, was Silvina eigentlich sagte. Silvina wurde beispielsweise in einem Ausschnitt gezeigt, wo sie sich auf die Couch legt, um zu schlafen. Angeblich, so die Reporter, weil sie in ihrem Bett nicht schlafen könne. „In Wahrheit habe ich dort meine Siesta gemacht. Das Wohnzimmer hat ein großes Fenster mit Blick auf den Wald, man hört die Vögel, das fand ich sehr schön“, so Silvina.
Die Reporter sollen auch mehrfach gefragt haben, ob Silvina ihre Lebensverhältnisse nicht zu beengt fände. Gegenüber der Crew sagte sie nach ihren Angaben, dass sie damit kein Problem hätte und dass es ihr gut gefällt. Doch ausgestrahlt wurden diese Sätze nicht. Der Bericht von Silvina Cerrada zeigt also mal wieder sehr deutlich, mit welchen Methoden überhaupt Schlagzeilen in den deutschen Medien gemacht werden. Besonders hart werden derartige Tatsachenverdrehungen dann, wenn öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten involviert sind. Denn die haben ja anscheinend einen Bildungsauftrag – doch was hat das noch mit diesem Auftrag zu tun?
NOVAYO meint: Verarschen können wir uns selber. Dafür bezahlen wir nicht! Mit investigativem Journalismus hat der Bericht der ARD in „Ausgeliefert“ nichts zu tun.